Säumige Energiekunden

Verbraucherverbände fordern von der Aufsichtsbehörde für Strom und Gas (AEEGSI) eine genauere Untersuchung des Phänomens – Es braucht wirksame Lösungen, kein sofortiges Abschalten der Zähler ohne Rücksicht auf die Gründe der Säumigkeit


Die jüngsten Zahlen der Aufsichtsbehörde für Strom, Gas und Wasser (AEEGSI - dall’Autorità dell’energia elettricità e servizio idrico integrato) sprechen Klartext über die säumigen Zahler: der Großteil sind nicht Haushaltskunden, sondern Firmen, Kleinunternehmen und öffentliche Körperschaften.

Die Verbraucherverbände stehen einer komplexeren Regelung durch die Behörde kritisch gegenüber, und fordern stattdessen einfachere und klarere Regelungen. Die von der Aufsichtsbehörde vorgeschlagenen Maßnahmen stärken die Möglichkeiten zur Schließung der Zähler, während die Berechnung der offenen Zahlungen durch das gültige Ersatzsystem (DCO 477/2014) komplett zu Lasten der VerbraucherInnen geht.

Laut den Zahlen der Aufsichtsbehörde belaufen sich die Forderungen auf 2,1 Milliarden Euro, wovon 60% direkt zu Lasten der Stromrechnungen der Haushaltskunden gehen. Derzeit hat nämlich der Stromlieferant das Recht, die Lieferung zu unterbrechen, und die Kosten die entlang der Lieferkette entstanden sind, einigen Tarifposten hinzuzufügen, für welche dann direkt die VerbraucherInnen aufkommen. Im freien Energiemarkt erhält der Stromverkäufer für jede nicht bezahlte Rechnung den Betrag vom Ersatzsystem; dieses wird dann über die Ausgleichskasse (Cassa Conguaglio) rückfinanziert, während die Summen vom Verbraucher über eine zusätzliche Verzugsgebühr (sog. CMor) verlangt werden.

Dabei darf man auch nicht außer Acht lassen, dass viele Familien die Stromrechnung aus dem einfachen Grund nicht bezahlen, dass sie sie nicht bezahlen können – und nicht weil sie es nicht wollten. Diese werden somit mit den „Opportunisten“ (deren Verhalten niemand rechtfertigen will) über einen Kamm geschoren.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, neue und geeignetere Vorschläge zur Lösung des Problems zu finden, und dabei auch neue Wege zu beschreiten. Man denke dabei z.B. an ein soziales Unterstützungsnetzwerk für Familien in finanziellen Engpässen, unabhängig von den Gründen, die diese Engpässe verursacht haben können.

Die Verbraucherverbände schlagen daher vor, das Phänomen dauerhaft zu beobachten, und auch die Aufsichtsbehörde für Wettbewerb und Markt (AGCM) mit einzubeziehen, damit den VerbraucherInnen der ihnen zustehende Schutz gewährleistet wird. Auch die vielen Fälle, in denen die Säumigkeit aufgrund von Fehlverhalten derselben Stromverkäufer, von nicht verlangten Verträgen, aufgrund von unfairen Handelspraktiken oder aufgrund von „fuel poverty“ zustande kommt, dürfen dabei nicht außer Acht gelassen werden.

In diesem Zusammenhang unterstreichen die Verbraucherverbände die Wichtigkeit, die Reklamationen der Kunden zu begleiten und die Streitfälle gegebenenfalls über die paritätischen Schlichtungskanäle zu lösen.

Insbesondere der Vorschlag der AEEGSI, eine „Datenbank der säumigen Schuldner“ einzurichten, stößt bei den Verbraucherverbänden auf starke Ablehnung. Sie stufen diese Maßnahme als problematisch und kritisch ein, da in einem bereits problematischen Sektor weitere starke Verzerrungen hervorgerufen werden könnten. Die Maßnahme erscheint übertrieben und nicht akzeptabel, vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Säumigkeit unter den Haushaltskunden in Wirklichkeit bescheidene Ausmaße hat. Diese Maßnahme wäre zum alleinigen Vorteil der Unternehmen, welche bereits seit geraumer Zeit ihre Rechte durch Krediteintreibung oder Kreditabtretung gut zu schützen wissen.




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