Sparen und Anlegen mit Verantwortung ...


... ist nur möglich, wenn die Wege, die das angesparte Geld nimmt, klar nachvollziehbar sind.

Wie beim ethischen Konsum, so ist es auch beim ethischen Sparen notwendig, dass man sein Wissen über das Produkt oder die Dienstleistung erweitert. Gerade beim ethischen und verantwortungsbewussten Sparen ist dies allerdings kein leichtes Unterfangen, angesichts der dürftigen und schwer zugänglichen Information über die weltweiten Geldflüsse.

Immer, wenn wir Geld anlegen, "arbeitet" dieses Geld. Herauszufinden, wo und für welche Zwecke es arbeitet, ist die Schwierigkeit. Das gilt für Sparbücher und Kontokorrente genauso, wie für Anlagen auf dem virtuellen Geldmarkt über Internet, aber auch für Obligationen, Lebensversicherungen und Anlagen zur Altersvorsorge bzw. Rentenfonds. Bei all diesen Formen der Geldanlage vertrauen wir unser Geld Institutionen und Einrichtungen an, die es ihrerseits wieder investieren. Am Ende kann niemand mehr nachvollziehen, in welchen Händen und für welche Ziele unser Geld arbeitet.

Bei ethischen Geldanlagen spielt genau diese Tatsache eine entscheidende Rolle: wer ethisch investiert, will wissen, wo sein Geld arbeitet. Die Frage nach dem Gewinn spielt meist eine untergeordnete Rolle.

Schutz der
Umwelt
Schutz der
Rechte der Arbeiter
Nord-Süd
Solidarität
mit Schwächeren
Schutz der
Gesundheit
Transparenz
in der Verwaltung

Die Bewertung eines ethischen Finanzproduktes ist sehr subjektiv, da jede/er Investor die Verwendung seines Geldes entsprechend persönlichen Schwerpunkten steuern kann. (Siehe Tabelle). Dem einen ist die Unterstützung von ökologischen Projekten wichtig, die andere will, dass ihr Geld für Frauenprojekte arbeitet.

Um sich selbst ein Urteil über die "Wertigkeit" der Angebote des ethischen Sparens zu bilden, ist es gut, sich an die Begutachtungen zu halten, welche von einschlägigen Organisationen vorgenommen werden, die für eine gerechte Wirtschaft arbeiten (siehe Literaturliste).

Im Großen und Ganzen können wir zwei große Geldkreisläufe unterscheiden:


Der traditionelle Kreislauf:


Dabei geht es um konventionelle Bankinstitute, die neben ihren üblichen Produkten auch sogenannte "Ethikpakete" anbieten.
Diese Produkte zeichnen sich dadurch aus, dass das investierte Geld in Unternehmen fließt, welche Kriterien wie Umweltschutz, Arbeitsschutz, Respekt gegenüber den Ländern des Südens usw. einhalten.
Fast alle nationalen Bankinstitute bieten mittlerweile ethische Produkte an. Allerdings sind darunter auch Insitute, welche laut Parlamentsbericht bei der Finanzierung der Rüstungsindustrie die ersten Ränge einnehmen.

Eine Untersuchung des "Liliputnetzes für eine gerechte Wirtschaft" und der Zeitschrift "Altraeconomia" von 2002 hat eine nicht sehr befriedigende Beurteilung der Sorgfalt dieser Institute gegenüber den ethischen Ansprüchen der Geldanleger gebracht.

Es gibt allerdings auch positive Beispiele von Banken, welche die "ethische Schiene" deutlich getrennt führen - auch wenn die Praxis die ist, dass das angelegte Geld für`s erste in konventionelle Kanäle fließt, bevor es "ethisch" angelegt wird. Kundinnen konventioneller Banken haben also i.d.R. keine Sicherheit darüber, ob ihr Geld nicht - zumindest für einen begrenzten Zeitraum - doch in den Kanälen der internationalen Spekulationsmärkte "geparkt" wird.

Für das Land Südtirol sticht das Engagement der Raiffeisenkasse Bozen heraus. Sie erhielt für ihr "Ethical banking" den Verbraucherpreis 2000. Als ethische Produkte bietet die Bank sowohl Kontokorrente als auch Obligationen an, die zur Finanzierung von Krediten etwa für die Südtiroler Biolandwirtschaft oder für Projekte des Südens verwendet werden.
Der/die Anleger/in kann auf einen Teil der Verzinsung verzichten. Dies zugunsten der KreditnehmerInnen, die für ihre Kredite nur 0,5% über den Habenzinsen bezahlen.


Alternative Kreisläufe


Dabei handelt es sich um Initiativen von Nonprofit-Einrichtungen, die ausschließlich oder in Verbindung mit anderen Maßnahmen zur Entwicklungshilfe ethische Finanzprodukte anbieten.

"BANCA ETICA"
mit Sitz in Padua und Filialen in den größten italienischen Städten, sowie Kontaktpersonen auch in Südtirol.
Hierbei handelt es sich um eine Bank, die sämtliche Dienstleistungen und Produkte anbietet, vom Kontokorrent bis zum Homebanking und den ethisch zertifizierten Fonds. Der/die Sparer/in legt den Zinssatz innerhalb eines vorgegebenen Rahmens selbst fest. Zu den Krediten haben jene Nonprofit-Einrichtungen und Projekte Zugang, welche die von der Mitgliederversammlung vorgegebenen Kriterien erfüllen.

MAG (mutue autogestite):
Setzen sich aus den großen Trägervereinen der Weltläden zusammen

OIKOCREDIT
Ökumenische Entwicklungshilfebank mit Sitz in den Niederlanden. Die Bank vergibt Kredite an Projekte in aller Welt. Bevorzugte Zielgruppe sind Frauen und Kleingenossenschaften, welche in der Regel beide für offizielle Bankinstitute nicht kreditwürdig sind. Oikokredit arbeitet mit sogenannten Förderkreisen.

ASSOCIAZIONE MANI TESE
bietet Finanzierung von Kleinstprojekten und Kleinstkrediten in Entwicklungsländern.


Andere Initiativen:


Mit bewusstem Kaufverhalten beim täglichen Konsum werden kleine aber dauerhafte Schritte in Richtung einer gerechteren Wirtschaft gesetzt. Eine andere Möglichkeit ist die aktive Mitsprache in jenen Unternehmen, in denen das eigene Geld angelegt ist.
In diesem Zusammenhang ist die Initiative der "kritischen Anleger" (azionisti critici) zu nennen. Ihre Mitglieder arbeiten seit mehr als zwanzig Jahre dafür, dass die Unternehmen, in welchen sie ihr Geld angelegt haben, sich an Kriterien der Nachhaltigkeit orientieren.


Kleine Bibliographie:

- AA. VV., "Guida al risparmio consapevole", EMI Edizioni
- L. Davico, "Soldidarietà, il risparmio autogestito", Macro Edizioni
- E. Baldessone, M. Ghiberti, "L'Euro solidale", EMI Edizioni
- G. Stiz, Coop. Il seme, "Guida alla finanza etica", EMI Edizioni
- F. Gesualdi, "Manuale per un consumo responsabile", Feltrinelli Editore
- R. Milano, "La finanza e la banca etica",
Edizioni Paoline
- M. Calvi, "Sorella banca", Ed. Monti
- Altreconomia, www.altreconomia.it
- J. Weber, "Zukunftsicher anlegen", ÖKOM
- M. Bammert, M. Böcke, B. Bosold, "Grünes Geld, gutes Geld: Ökologisch investieren mit Gewinn", taz journal
- J.-L. Gerard, "Praxishandbuch Börse oder Leben. Geld ökologisch-ethisch anlegen", Rüegger
- J. Hoffmann, G. Scherhorn, "Saubere Gewinne. So legen Sie Ihr Geld ethisch-ökologisch an". Herder Spektrum
- W. Pinner, "Ethische Investments. Rendite mit 'sauberen' Fonds", Gabler


KONTAKTE:

Banca Etica
Padua, Piazzetta Forzatè 2
Tel.: 049 8771111
www.bancaetica.com
c/o SGK UIL Bozen, Telefon 0471 245611
c/o SGB CISL Meran, Telefon 0473 230242
c/o Biobazar Bruneck, Telefon 0474 530520

Oikokredit Förderkreis Südtirol
Maria Heimweg 23
39100 Bozen
Homepage: www.oikocredit.it
Mail: suedtirol.fk@oikocredit.org
Florian Klauder, Tel.: 0471/053274
Julia Baumgartner, Tel.: 0472/849784

MAG
Verona, Via Aeroporto Angelo Berardi 9
Tel.: 045 573011
www.rcvr.org/mag/Home.htm

Mani Tese
Mailand, Piazza Gambara 7/9
Telefon 800 552456
www.manitese.it

Raiffeisenkasse Bozen
Bozen, De Laistr. 2
Tel.: 0471 978666
www.ethicalbanking.it


Ethical Shareholders
www.ethicalshareholders.net

International Association of Investors in the Social Economy – INAISE
www.inaise.org

Vom Ministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (MAP) mitfinanziertes Projekt


Infoblatt: CC11
Stand: 09-2009